Rotamint exquisit ist der erste von NSM (1971) aus deren Exquisit – Serie. Es ist ein 20 Pf Gerät mit Einwurfmöglichkeit von 10 Pf, 50 Pf, und 1 DM Münzen ohne Geldwechsler aber mit analogem Münzspeicherwerk. Ich besitze davon 2 Geräte, wobei das erste Gerät einfach zu reparieren war (richtige Sicherung rein und Netzfilter austauschen), während das zweite ein deutlich härterer Brocken war. Dazu später mehr.

Bild 2: Blick in den Automaten.

Bild 2 zeigt oben rechts den Motor und sofort links daneben den Motorkondensator des Rotamint exquisit, der auch ganz gern mal (nach vielen Jahrzehnten) den Geist aufgibt. Es ist, ohne einen Riesenaufwand, kaum möglich, diesen Kondensator zu demontieren und einen baugleichen Kondensator wieder zu montieren. Wenn also der Motor nur zögerlich die Nocken dreht, oder nur mit Handanschieben anläuft, ist meist dieser Kondensator defekt. Kein Grund aufzugeben: Es gibt, auch beim größten Versandhändler, genügend Motorkondensatoren sehr kleiner Bauart, die sich leicht oberhalb verstecken lassen und den Apparat nicht verschandeln. Ohne zwischen gelegter Isolationsfolie kann es allerdings sein, dass der neue Kondensator beim Auf- und Entladen etwas fiept. In den drei grauen Kästchen unter dem großen grauen Kasten, sitzt (von l. n. r) Münzspeicherwerk mit Auf- und Abzählmagnet (0 – 4 DM), Sonderspieleinsteller (10, 20 oder 30) und Sonderspielaufzähler (1-40).

Bild 3: …nach dem Öffnen der grauen Klappe

Bild 3 zeigt das Innenleben des großen grauen Kastens: Oben die Zylinder der Gewinnabtastung der drei Spielscheiben. In grau, wie ein Anker geformt, die Arme der Gewinnabtastung, aus Kunststoff, die je nach Stellung der gestoppten Scheiben, in die Aussparung der Walzen greifen und bei Gewinnstellung über die, über der mittleren Walze liegende Kontaktharfe, die Ausschüttung durchschalten. Die Symbolscheiben werden auch nicht mehr über Federriemen angetrieben, sondern von einem Zahnriemen aus Kunststoff und zwei runden Vollgummi-Riemen. Der Zahnriemen zerlegt sich gerne mal nach über 50 Jahren Dienst. Ich habe gesondert beschrieben, wie man diesen Riemen ersetzt.

Bild 4: Silbermünzen-Registrierung , genial einfach
Einstellung der Silbermünzenregistrierung beim Rotamint exquisit.

Im Bild 4 ist die Mechanik zur Registrierung und Aufzählung der Silbermünzen markiert. Der graue Hebel neben dem braunen Schaltrelais, hat zwei Metall-Pinne an seinen Enden. Der Pin 1 sperrt den Fallweg der Silbermünzen, so dass beide Münzarten (50 Pf und 1 DM) den Schaltkontakt eingeschaltet halten. Über den Pin 2 und die Steuerplatte wird nach Spielstart dann Pin 2 nach oben gezogen und über den grauen Wippe-Hebel Pin 1 nach unten gedrückt. Dies geschieht, wie man auf Bild 5 erkennen kann, über die zugeordnete mechanische Nocke in zwei Stufen. In Stufe 1 reicht der Spalt für das Durchfallen der 50 Pf Münze, in Stufe 2 hat dann auch die 1 DM Münze genügend Fallraum. In Stufe 1 werden dem Münzspeicherwerk 5 Impulse über die Nockenwelle gesendet, in Stufe 2 nochmal 5. Solange über den Schaltkontakt 24 V anliegen, wird aufgezählt: bei 50 Pf (Stufe 1) nur 5 Mal, bei 1 DM (Stufe 1+2) 10 Mal. Das ist manchmal etwas kniffelig einzustellen; zumal die Mechanik nur dann funktioniert, wenn die Displayplatte (Bild 3) geschlossen und verschraubt ist. Wenn diese Platte zurückgeschwenkt ist und die Münze dann nicht rechtzeitig von Hand durchgelassen wird (man probiert ja schließlich gerade die richtige Einstellung), weil der Pin 2 nicht von der Trägerplatte geführt wird (Bild 4), stoppt der Apparat und läuft nicht mehr an. Grund: Der Manipulationsschutz für den Silbergeldweg hat angesprochen. Dies ist die braune Platte rechts im Bild 3. Abhilfe: Den kleinen grauen Hebel über dem Magnetventil wieder nach unten drücken, so dass der obere und der mittlere Kontakt geschlossen sind und schon läuft der Rotamint exquisit wieder an. Bei meinem zweiten Rotamin exquist war nicht nur die Mechanik für den Silbergeldabwurf verharzt, sondern es fehlte auch die kleine Feder am Pin 1. Kann man durch eine ähnliche Feder ersetzen. Der Apparat ist da nicht besonders zimperlich.
Die Steuerplatte wird durch zwei Schrauben gehalten. Dort kann man, bei Bedarf den Hub etwas anpassen. Mit dieser Konstruktion hat NSM ein Schaltrelais und ein paar Kontaktfinger eingespart.

Bild 5: …dazu die „Steuereinheit“
Bild 6: Variator-Nocke
Bild 7: Trafo, Netzfilter und Sicherungshalter
Bild 8: Rückwand mit Glocke und Lichtleisten-Registrierung
Bild 9: Gewinnumschaltrelais, rechts davon die Diode Nr. 19
Reparatur defekter Dioden

Was bei meinen übrigen Automaten bisher sehr selten defekt war, hatte ich bei meinem zweiten Rotamint exquisit gleich im Doppelpack: defekte Dioden. Mein Automat ließ alle Münzen passieren, ohne das im Münzspeicherwerk irgendetwas passierte. Die erste Diode konnte ich an der Platine des Münzspeicherwerks durch Messung mit meinem Fluke relativ schnell identifizieren und tauschen. Sie hatte einen Kurzschluss. Die zweite Diode war die Diode Nr. 19, direkt neben dem Gewinnumschaltrelais im Bild 9. Diese Diode war tückisch, weil sie bei der normalen Durchgangsprüfung nicht auffiel und auch bei der Prüfung im Dioden-Check-Modus meines Fluke (im eingebauten Zustand!) eine zwar doppelt so hohe mV Größe in Durchlassrichtung aufwies, in der Gegenrichtung aber, wie gefordert, komplett sperrte. Jeder, der so alte Apparate repariert, hat eine natürlich Scheu, Platinen mit so vielen Steckverbindungen (Bild 3) auszubauen und die Stecker zu ziehen. Nachdem aber durch verschiedene Maßnahmen der Brückung von Verbindungen klar war, dass es die Diode ist, habe ich mich getraut und die Platine komplett gelöst und die Diode ausgelötet. Sie war tatsächlich mechanisch beschädigt und der Widerstand in Durchlassrichtung wohl zu groß. Nach dem Autausch der Diode 19 und einem sehr vorsichtigen Einlöten und anschließendem Zusammenbau der Steckverbindungen, lief der Apparat wie am Schnürchen.
Das Laufverhalten dieser Automatenreihe Rotamint exquisit gefällt mir deshalb so gut, weil hier, Bauart bedingt, auch fast 50 Jahre später keine Magnete brummen oder Zahlen-Walzen klackern und schleifen, sondern die einzigen Geräusche das typische Klicken der Kontaktfinger sind. Auch der Gong ist im Ton ganz im Stil der 70iger Jahre Türklingel, die viele Ältere wahrscheinlich noch von daheim kennen (Video).

Bild 9: 1,80 DM hat noch nicht geschaltet

Im Bild 9 habe ich nochmal einen Ausschnitt der Lichtleisten-Gewinn-Registrierung fotografiert. Der 1,80 DM Kontakt ist noch offen, der graue Krückstock-Plastikhebel steht oben (siehe Video).

Wegen verschiedener Nachfragen habe ich hier noch 4 Videos verlinkt, die zeigen wie es gelingt den Münzprüfer richtig einzustellen.

Münzprüfer ausbauen:

Silbergeld fällt durch (wird abgewiesen):

Münzen bleiben hängen:

10 Pf. Münzen werden abgewiesen (fallen durch):