Den Rotamint Rheingold habe ich in 2020 auf dem Internet entdeckt. Er wurde ungeprüft angeboten. Als jemand, der seit fast drei Jahrzehnten in Worms, der Nibelungen-Stadt, wohnt, war es ein Muss, diesen Automaten zu erwerben. Ich konnte ihn ausgesprochen günstig über ebay ersteigern. Hier in Worms steht unten an der Rheinpromenade die Statue von Hagen, wie er gerade den Schatz der Nibelungen in den Rhein schmeißt.

Mein Rotamint Rheingold ist ein 10 Pf Gerät mit Geldwechsler (1 DM) aus dem Jahr 1963 mit Zulassungsplakette bis 1966. Das richtig Gute an diesem Gerät ist die unversehrte Frontscheibe. Aber das habe ich auch erst entdeckt, nachdem ich den Apparat grob gereinigt hatte. Das war bisher der dreckigste Apparat, den ich erworben habe. Nikotin und Jahrzehnte alter Staub, hatten sich zu einer dicken Schicht verbunden, die außen alles überdeckte. Welche Insekten in diesem Apparat in den letzten Jahrzehnten gehaust haben mögen. Man will es gar nicht wissen! Aber das freigelegte Motiv entschädigt doch für Vieles:

Bild 2: Der Nibelungenschatz und seine Bewacherin

Auch die Seitenansicht des Rotamint Rheingold ist zweifarbig gehalten und erinnert mit dem Blau an die Farbe des Rheinwassers bei schönem Wetter. Böse Zungen behaupten, das Grau des hinteren Gehäuses stände für die Farbe des Rheins an der Abwassereinlassstelle eines großen Unternehmens in Ludwigshafen, in den 60iger Jahren. Heute sieht man bekanntlich überall im Rhein wieder Fische und vielleicht ist auch eine Meerjungfrau dabei, wer weiß…

Bild 3: Seitenansicht links

Die Technik des Gerätes ist einfach und bis auf die Elektromechanik des Geldwechslers (hier der schwarze Kasten unter dem Bremsmagneten-Gestänge), identisch mit der Technik des Rotamint Gold.

Bild 4: Innenansicht Front

Besonders schön ist, dass der Automat wieder mit der eingeklebten Unterlage zur Nockensteuerung ausgestattet ist und auch noch der Stromlaufplan in sehr guter Qualität hinterlegt war. Leider fehlt die Kasse. Den Netzfilter habe ich hier sofort ausgebunden, um Kurzschlussbrände, die bei Geräten dieser Baureihe auftreten können, auszuschließen. Die Filterfunktion löse ich durch Zwischenstecker, die gleichzeitig auch noch einen FI-Schutzschalter integriert haben. Links erkennt man den Münzprüfer für die 1 DM Münzen und in Braun den Freigabemagneten für den Geldwechsler. Rechts sieht man den Gong, der bei Gewinnen ab 60 Pfennig aufwärts vor der Gewinnausgabe ertönt (siehe Video).

Bild 5: Rückwand mit techn. Unterlagen

Bild 6 zeigt die einzige Münzröhre in diesem Automaten. Alle Gewinne werden in 10 Pf Stücken ausgegeben. Die gewechselten Markstücke fallen sofort in die Kasse. Hier war auch der erste Schaden an dem Gerät. Der Levelschalter zur Wechselfreigabe (Bild 6: an der Münzröhre rechts, mit zwei Anschlüssen) war defekt, ein Teil herausgebrochen und schaltete nicht mehr. Ich konnte den Schalter öffnen und den Defekt am Originalteil beheben. Damit konnte ich die Originalfunktionalität wieder herstellen.

Bild 6: 10 Pf Münzröhre, Auszahlmagnet und Levelmechanik

Der nächste Fund war, dass bereits jemand begonnen hatte den Automaten auszuschlachten und die 60 Pf Gewinnnocke (Bild 7, dritte von rechts) ausgebaut hatte. Die konnte ich leider nicht original, aber funktional ersetzen.

Bild 7: Gewinn-Nocken

Bild 8 zeigt den Münzprüfer für die 10 Pf. Münzen mit der üblichen Rohrklammer, sowie den senkrechten Schlitz, durch den die Münze auf den Motorschalter fällt und den Spielablauf startet. Die Münze hält den Strom zum Motor etwa so lange aufrecht, bis die erste Scheibe stoppt, dann übernimmt der Mikroschalter die Motorstromversorgung (rot, Bild 7) und die Münze wird durch ein Gestänge (Bild 8 in schwarz) ausgeworfen und landet in der Rutsche zur Münzröhre. Der senkrechte Schlitz des Münzprüfers ist innen verchromt. Die Verchromung war angegriffen und die Münzen blieben immer wieder stecken. Zur Reinigung müssen 5 Schrauben gelöst werden.

Bild 8: Münzprüfer für 10 Pf und Münzweg zum Motorschalter

Als nächstes entdeckte ich, warum der Apparat ein Leben als Ersatzteillager einschlug: Sämtlich Gewinne ab 60 Pf aufwärts wurden weder durch den Gong angezeigt noch ausgezahlt. Das Durchmessen der Drähte brachte kein Ergebnis. Dann habe ich mich entschlossen, die Gewinnabtastung hinter den Scheiben zu zerlegen. Davor hatte ich mich lange gedrückt, da ich keine Anleitung dazu habe. Wenn man dann weiß, wie es geht, ist es jedoch ganz einfach. Die weißen Nabenabdeckungen der Scheiben (mit dem Bären) können einfach abgeschraubt werden. Dann kann man, nach Entfernen eines Sprengrings, die eine Hälfte der Gewinnabtastung mit der Symbolscheibe abnehmen. Bild 9 zeigt die Stifte der Gewinnabtastung der linken Scheibe, die die zylindrischen Kontakte der Gegenscheibe abgreifen (Aufbau identisch mit den Gegenscheiben z.B. im Optima Supra). Bild 9 zeigt auch, warum kein Gewinn erkannt wurde: Der Abtaststift für die Gewinne auf dem äußeren, blauen Ring steckte fest und hatte keinen Kontakt mehr mit der Gegenscheibe. Die Stifte sind federnd gelagert und drücken im funktionsfähigen Zustand immer auf die Gegenscheibe und stellen im Gewinnfall die Verbindung zur jeweiligen Nocke für die Auszahlung her. Zur Behebung müssen nun die 4 Schrauben in Bild 9 gelöst werden, um die Ursache für die Blockade zu beheben. Dazu sollte man in jedem Fall die Position der eingestanzten 1 auf der Scheibe markieren, die Stifte müssen wieder auf der gleichen Position landen, sonst stimmt die Gewinnabtastung nicht mehr. Die Stifte müssen außerdem beim Zusammenbau unbedingt über die Federn und das Winkelblech (leider habe ich vergessen ein Bild zu machen) Kontakt mit der Scheibenachse haben. Sonst wird kein Strom übertragen! Bild 4 zeigt die Kappen der Achsen mit der Spannungssymbol. Also beim geöffneten Apparat dieser Baureihe darauf achten, dass diese Kappen noch montiert sind: Die Achsen dahinter stehen unter 230V!

Bild 9: Gewinnabtastung der linken Scheibe, der rechte Stift steckt fest

Hier noch das übliche Spielvideo für den Rotamint Rheingold:

Der Gewinnplan beim Rheingold ist denkbar einfach: Drei gleiche Zahlen gleicher Farbe gewinnen diesen Betrag in Pfennigen.