Im Oktober 2018 wurde der addi-mint juwel in Frankfurt angeboten. Auf den Bildern sah er ganz passabel aus und auch die Technik schien komplett vorhanden zu sein. Funktionierende Schlösser waren auch dabei. Als wir uns den addi-mint juwel in Frankfurt ansahen, wurde uns der Veromat von Winkler gleich mit angeboten. Der war allerdings nicht lauffähig, da der Trafo defekt war. Also packten wir beide Automaten ein und fuhren glücklich nach Hause. Der addi-mint juwel ist, wie der ältere addi-mint, ein 10 Pf Gerät ohne Münzvorlage. Mein addi-mint juwel wurde bis 1970 zugelassen und müsste demnach 1967 in Umlauf gekommen sein. Interessant ist, dass sich beide Geräte auch sehr gut mit 5 Cent spielen lassen. Damit eignen sie sich zwar nicht als „Sparbüchse“, aber die, für viele schwierige, Beschaffung von alter DM Währung entfällt. Ein Jahr lang hing er bei uns an der Wand. Nach einer Neuausrichtung der zwei Steuernocken und einer Reparatur mit Kleber an den Kontakten der Gewinnabtastung, lief der Automat zuverlässig. Bis er sich eines Tages Anfang 2020 plötzlich und unerwartet zerlegte. Natürlich nicht der ganze Automat, aber doch der Kopf der Gewinnabtastung (Bild 1a). Ich war geschockt, denn diesen Automaten hatte ich doch liebgewonnen und der Schaden war irreparabel. Außerdem haben wohl viele Addi-mint nach 50 Jahren diesen Schaden. Damit schien auch der Kauf eines Ersatzgerätes wenig tragfähig. Nach der Zerlegung des Automaten kann ich zwei Ursachen für diesen katastrophalen Verschleiß ausmachen:

  1. Bei dem addi-mint juwel schlägt der Abtastkopf (das sind die beiden Röhrchen aus Kunststoff mit Kupfer-Innenrohr) bei jedem Spielstart mit Karacho auf ein schwarze Welle am einen Ende der Gewinnabtastungskontakte. Mit zunehmender Versprödung des Kunststoffes führt dies aufgrund der nun niedrigen Duktilität zum Bruch.
  2. Bei meinem addi-mint gibt es diesen Aufschlag nicht, der Arm wird vorher an der zentralen Steuerwelle gebremst. Offensichtlich reiner Zufall, denn die schwarze Stoppwelle ist dort genauso vorhanden. Trotzdem gibt es ein ähnliches Schadensbild. Das führe ich darauf zurück, dass der Kunststoff und das innen anliegende Metallröhrchen unterschiedliche Wärmeausdehnungskoeffizienten haben und deshalb bei Automaten, die bei extremen Temperaturen gelagert wurden (z.B. in einer nicht klimatisierten Lagerhalle oder einer Garage oder Scheune), der Kunststoff Spannungsrisse in Längsrichtung der Röhrchen erleidet.

Fast 1 Jahr lang stand der Automat bei mir in der Ecke. Eigentlich wollte ich ihn ausschlachten, habe es aber immer wieder hinausgeschoben. Dann habe ich etwas Geld in die Hand genommen und bin in die 3D Technik eingestiegen. Unter „Tipps und Tricks“ beschreibe ich die Reparatur und was man dafür braucht.

Bild 1a: Rechts der Rest des Kopfes

Bild 2 zeigt schon einen Großteil der Technik. Oben rechts der schwarze Netzfilter. Rechts daneben die beiden 2A Sicherungen für den 230 Volt Stromkreis. Direkt darunter der 6V Trafo für die Birnchen und links daneben der Antriebesmotor für den gesamten Apparat. In dem kleinen, schwarzen Metallgerüst darunter hängt alles, was der Automat zum Funktionieren braucht. Man sieht hier schon die ersetzte Gewinnabtastung in weiß.

Bild 2: Innenseite Front zugeklappt

Der Hebel ganz links dient zum mechanischen Münzabwurf nachdem der Automat die erste Ziffer ermittelt hat. Natürlich nur bei geschlossenem Automaten. Sonst befindet sich der Automat im Dauerlauf.
Wenn man die vordere weiße Metallplatte mit dem Zeiger abnimmt, erkennt man das Zahnradgetriebe. Bild 3 zeigt dies bei dem demontierten gesamten Bauteil aus Bild 2. Direkt nach dem erfolgreichen Zusammenbau des addi-mint-juwel nach erfolgter Reparatur der Gewinnabtastung, versagte der Microschalter an der Variatornocke (Bild 4). Um diesen zu ersetzen, musste ich das gesamte schwarze Technikgestell ausgebauen.

Bild 3: Getriebe vorn, hinter dem Wertanzeiger

Auf Bild 3 erkennt man unter dem Getriebe den Bremsmagneten für den Zeiger (grau/braun) sowie das Foulrelais.

Bild 4: Defekter Microschalter am Variator

Wenn der Microschalter defekt ist, geht gar nichts mehr, da der Bremsmagnet den Zeigerumlauf nicht mehr stoppt und die Ziffernabtastung fehlschlägt. Der zu ersetzende Microschalter muss von den Abmessungen her genau passen. Hier habe ich den Marquardt 1005.0404 genommen.

Bild 5: Kontakte für die Gewinnauszahlung

Bild 5 zeigt die Impulsgeber für den Auszahlmagneten. Wenn das Foulrelais nicht anzieht und daher weder die Lämpchen leuchten, noch eine Auszahlung stattfindet, ist wahrscheinlich der unterste Finger der linken Federkontaktkombination auf Bild 7 verstellt.

Bild 6: Neue Gewinnabtastung

Das obere Ärmchen auf Bild 6 greift nach jedem Zeigerstopp in das Zahnrad ein und schiebt das Zahnrad entsprechend der Weglänge, die von der Ziffernabtastung in Form einer Stufenscheibe mit Abtasthebel vorgegeben wird nach unten (Bild 8). Der untere Haken hält die Abtastung in dieser Position und ermöglicht so die mechanische Summation zweier Zahlen. Nach dem dritten Durchlauf steht die Endsumme fest und der Gewinnabtastung verharrt in dieser Position. dadurch kann auch nach Stromausfall oder Spielende, die letzte Summe über den roten Tastschalter abgefragt werden.

Bild 7: Steuerkontakte oben ohne ausgelötetes Relais
Bild 8: Zeigerwelle mit Stufenscheibe und Abtasthebel
Bild 9: Rückseite mit Münzprüfer und Münzröhre

Das Spielsystem besteht aus drei konsekutiven Läufen. Am Ende eines jeden Laufes wird die angezeigte Ziffer zur vorherigen dazu addiert. Nach drei Durchläufen wird die Summe der drei Zahlen auf der linken Zahlenleiste angezeigt und der rechts angezeigte dazugehörige Gewinn ausgeschüttet. Mit dem roten Knopf (unten, mittig) kann, bei Aufleuchten des Knopfes, der Zeiger vorzeitig gestoppt werden. Nach Spielende kann durch Drücken des selben Knopfes die zuletzt erspielte Summe abgefragt werden.

Hier noch zwei Spielvideos meines addi-mint juwel: